Donnerstag, 21 November 2024

Schlacht bei Seckenheim

Entscheidungsschlacht im Badisch-Pfälzischen Krieg

Will man die Schlacht bei Seckenheim in ihrer Bedeutung würdigen, muss man sie in einen größeren Rahmen stellen. Denn paradoxerweise hat sie für Seckenheim, wonach sie benannt ist, unmittelbar keine große Rolle gespielt, wenn man davon absieht, dass sie das Dorf vor der geplanten Einäscherung bewahrt hat.

Vorgeschichte

Als der 25 jährige Kurfürst Ludwig IV. der Sanftmütige 1449 verstarb, hatte er seinen Bruder Friedrich in seinem Testament als Vormund über seinen 13 Monate alten Sohn Philipp bestellt. Um selbst Kurfüst zu sein, bedurfte es einiger Winkelzüge, z.B. heiratete er erst einmal nicht und adoptierte Philipp, gegen den Willen seiner Schwägerin, die ein offenes Ohr beim Kaiser Friedrich III. fand.
Friedrich adoptierte seinen Neffen Philipp am 13.Januar 1452. Dieses Recht Philipp auf dem Wege der so genannten Arrogation zu adoptieren bedeutete, dass der Kurprinz auch nach Eintritt seiner Mündigkeit Friedrich als seinen Vater anerkannte. Die Mitkurfürsten und der Papst hatten all dem schon im Vorfeld zugestimmt. Somit konnte Friedrich die während der Vormundschaft geführte Regentschaft in eine „echte“ Herrschaft umwandeln. Nur Kaiser Friedrich III. hatte die Arrogation mehrfach abgelehnt, konnte sich aber politisch nicht gegen den Kurfürsten durchsetzen und rief mehrmals den Reichskrieg gegen ihn aus. Friedrich I. Erweiterte das Territorium der Pfalz und machte sie zum zum mächtigsten und damals modernsten Staat im Westen des Reiches.

Mainzer Stiftsfehde

Anlass

Die Mainzer Erzstiftsfehde, auch bekannt als Badisch-Pfälzischer Krieg von 1461/1462 war ein kriegerischer Konflikt um den Stuhl des Maizer Erzbischofs und hatte seinen Höhepunkt in der Schlacht bei Seckenheim.
1459 wurde Diether von Isenburg mit knapper Mehrheit gegen Adolf von Nassau zum neuen Erzbischof von Mainz gewählt. Er musste sogleich das so genannte antipfälzische Bündnis beurkunden, zu dem es schon 1458 aufgrund eines Streits mit dem Pfalzgrafen Friedrich I. gekommen war. Diether von Isenburg schmiedete ein Bündnis mit Ludwig dem Schwarzen von Veldenz, sowie den Grafen von Leiningen und zog gegen den Pfalzgraf zu Felde, verlor aber die Entscheidungsschlacht bei Pfeddersheim am 4. Juli 1460.

 Friedrich I

So war Friedrich I. zu „Friedrich dem Siegreichen“ geworden, den seine Gegner den „Bösen Fritz“ nannten. Da Diether von Isenburg nur mühsam und gegen Zahlung von 20.000 fl. eine päpstliche Bestädigung erreichen konnte, opponierte er gegen die politischen, rechtlichen und finanziellen Forderungen von Kaiser und Papst. Papst Pius II. betrieb daraufhin seine Ersetzung durch Adolf von Nassau. Er bannte Diether von Isenburg am 21. August 1461 und erklärte ihn wegen seiner oppositionellen Haltung gegenüber dem Papst und Kaiser Friedrich III. für abgesetzt. Adolf von Nassau wurde vom Papst zum neuen Erzbischof ernannt und am 1. Oktober 1461 inthronisiert. Die Stadt Mainz unterstützte jedoch weiterhin Diether von Isenburg, der sich weigerte, den Erzstuhl zu räumen.

Der Krieg

Am 13. April 1461 verbündeten sich:

  • Adolf von Nassau
  • Ulrich von Württemberg der Gatte von Margarete v. Savoyen, der Mutter des Kurprinzen Philipp
  • Karl I. von Baden und sein Bruder
  • Georg von Metz
  • Johann II. von Speyer
  • Ludwig I. von Pfalz-Zweibrücken
  • Ludwig der Schwarze vonVeldenz der ärgste Feind Friedrichs I.
  • Sowie deren Lehnsleute

Auf Seiten Diethers von Isenburg standen

  • sein Bruder Ludwig von Isenburg
  • Heinrich von Hessen 
  • Der Stadtrat von Mainz
  • Philipp I. von Katzenelnbogen
  • Emich von Leiningen
  • Friedrich I. von der Pfalz, ursprünglich ein Feind Diethers sowie Lehnsleute von Friedrich I. und
  • Bauern aus der Region.

Friedrich sah in der Notlage Diethers sofort die Möglichkeit, für die Pfalz noch einen größeren Gewinn zu machen. Für diese noch gar nicht geleistete Hilfe, ließ er sich sofort das gesamte Amt Starkenburg abtreten (die Städte Lorsch, Heppenheim und Bensheim). Am 19. November 1461 verpfändete Diether von Isenburg für 100.000 fl. die ganze Mainzer Bergstraße. Dieser unerhörte Vorgang ließ die alten Fronten wieder entstehen, nur dass jetzt Kaiser und Papst an die Spitze der Gegner Friedrichs traten. Da Friedrich nicht daran dachte, seine Beute herauszugeben, wurde am 23. Februar 1462 sogar die Exkommunikation ausgesprochen. Dadurch kam es zum „Badisch-Pfälzischen Krieg“, dem Versuch das Bistum mit Gewalt zu nehmen.

Ruestung

Die Schlacht

Die Gegner Friedrich I. beabsichtigten von Süden in die Pfalz einzufallen, da sie dachten, der Kurfürst befände sich in Bayern und sammelten bei Pforzheim ein Heer von 10 000 Mann. Zwischen Roth und St. Leon wurde ein Heerlager errichtet, von den berittenen Fürsten und Rittern die umliegenden Felder und Dörfer verbrannt und die Einwohner niedergemacht. Friedrich I. beorderte seine Lehnsleute mit ihren Bewaffneten nach Leimen, wo er seine Truppen unbemerkt sammeln konnte. Er selbst traf erst am 29.6. ein und beobachtete von da aus das nächtliche Treiben seiner Feinde. Kuriere gingen ab zum Erbischof von Mainz, den Grafen von Leiningen und Katzenelnbogen, die linksrheinisch bereit standen, über Altrip in den Unteren Dossenwald zu ziehen. Die Zahl der Kämpfer, die sich Nusslaub an die Kleidung gesteckt hatten, vergrößerte sich durch regen Zulauf von Bauern aus der Region. Die Gegner steckten sich Haferbüschel an die Kleidung – es war das erste Mal, dass sich gegnerische Truppen gekennzeichnet hatten.

Feldplan des Schlachtfeldes

Mit diesem Haufen zog Friedrich I. durch den Schwetzinger Wald in den Dossenwald bei Seckenheim, das die Kaiserlichen am 30. Juni 1462 niederbrennen wollten. Der Erzbischof von Mainz und die Grafen von Katzenelnbogen und Leiningen stießen zu Friedrichs Heer, so dass seine eigene Reiterei nun verdoppelt wurde. Als die Angreifer am nächsten Morgen mit 700 bis 800 Reitern anrückten, fielen ihnen 600 pfälzische Reiter und 2000 Mann Fußvolk mit dem Schlachtruf „Hut Paltzgraf oder nimmer mee“ in den Rücken. Aus dem leichten Felder-Verwüsten, Brandfackeln-Werfen und Bauerntreiben war plötzlich blutiger Ernst geworden. Es war ein sehr heißer Tag, der Kampf verlief sehr heftig und war nachmittags um 4 Uhr beendet.

Turnierbuch

Nur Ulrich von Württemberg wollte die Niederlage nicht wahrhaben – er wurde von Hans von Gemmingen mit dem Ruf: „So will ich mein Heil an eurer Gnaden versuchen“ zum Zweikampf gefordert und besiegt.
Von den feindlichen Reitern waren 45 gefallen, die drei Fürsten und ungefähr 400 edle Herren und reißige Knechte in Gefangenschaft geraten. Der Rest war aufgerieben und versprengt, brachte die Schreckensnachricht ins Feldlager nach St. Leon. Dort brach man in Panik Hals über Kopf auf , da man die Rache des Pfalzgrafen und seiner wütenden Untertanen fürchtete.
Tatsächlich wurden gefangen:

  • Markgraf Karl I. von Baden mit 40 Grafen und Edelleuten und 79 reißige Knechte.
  • Bischof Georg von Metz mit 39 Grafen und Edelleuten und 53 reißige Knechte.
  • Graf Ulrich von Württemberg mit 45 Grafen und Edelleuten und 71 reißige Knechte.

Diese Liste wurde abends oder am nächsten Morgen von Hans von Gemmingen angelegt.
Alle Vorwürfe entluden sich auf den Bischof von Speyer, der versichert hatte, der Pfalzgraf sei außer Landes. Friedrich ließ seine Gefangenen auf sein Heidelberger Schloss bringen und dort in Ketten legen bis die von ihm geforderten Lösegelder bezahlt waren.
Auf Kosten des Speyerer Bischofs nahmen die Pfälzer als erstes Rache. Die Dörfer des Speyerer Bruhreins, Hockenheim, Reilingen, Rotenberg und Wersau, sowie den ganzen Lußhardt nahm Friedrich dem Bischof ab.
Der Metzer Bischof wurde am 22.1.1463 gegen eine Zahlung von45.000 fl. frei gelassen.
Da die Unterlegenen von keiner Seite Hilfe zu erwarten hatten, konnte Friedrich seine Forderungen immer höher schrauben. Am 27.2. ließ Friedrich die übrigen Gefangenen krumm schließen, um sie seinen Forderungen geneigter zu machen.
Am 20.4. kam Markgraf Karl I. gegen folgende Leistungen frei:
1. Die Abtretung von Eppingen, Heidelsheim und aller großen Rheininseln zwischen Selz und Wörth.
2. Abtretung des badischen Teils der Grafschaft Sponheim an de Nahe, Besigheim am Neckar und Beinsheim im Elsass als Pfänder gegen eine Zahlung von 80.000 fl.
3. Pforzheim zum pfälzischen Lehen erklären.
4. Zahlung von20.000 fl. in drei Raten bis 1465.
5. Verpflichtung Karls von Baden, bei Lebzeiten nie mehr gegen die Pfalz zu ziehen.
6. Verwendung beim Kaiser, binnen eines Jahres zugunsten des Pfalzgrafen bei einer Konventionalstrafe von 30.000 fl.

Als letzter kam Graf Ulrich am 27.4. frei und zwar gegen:
1. Die Rückgabe der Grafschaft Löwenstein und des Amtes Möckmühl, die seine Gemahlin als ehemalige Frau von Kurfürst Ludwig IV. und Schwägerin Friedrich I. von der Pfalz als Witwengut erhalten hatte.
2. Zahlung von 40.000 fl. in vier Raten.
3. Die Verpfändung von Bottwar und Waiblingen gegen eine Zahlung von 40.000 fl.
4. Das Versprechen, zu Lebzeiten keinen Krieg mehr gegen die Pfalz zu führen, und die Verwendung zugunsten des Pfalzgrafen beim Kaiser binnen eines Jahres bei 10.000 fl. Konvenzionalstrafe.


Dieses Abkommen wurde in den letzten Apriltagen 1463 feierlich durch ein Gastmahl beschlossen. Bis in die 1480er Jahre hinein zahlten Baden und Württemberg die Schulden aus dem leichtfertigen Kriegszug ihrer Fürsten ab.
Für Friedrich bedeutete der Sieg vor allem aber die nachhaltige Sicherung seiner Position als Kurfürst.

Mahl zu Heidelberg

 

Die Stiftsfehde war damit jedoch nicht beendet. Weitere Kämpfe kosteten viele Opfer, sorgten allerorten für Verwüstungen und auch die Stadt Mainz erlitt schweren Schaden. Die Fehde konnte erst nach etlichen Vermittlungsversuchen im Oktober 1463 beigelegt werden. Diether von Isenburg verzichtete auf den Stuhl des Mainzer Erzbischofs und erkannte Adolf von Nassau im Vertrag von Zeilsheim als seinen Nachfolger an. Die Bündnisse der beiden Kontrahenten um den Erzstuhl waren mit eigenem und erzstiftischem Besitz teuer erkauft worden. Nach dem Tode Adolf von Nassau 1475 wurde Diether von Isenburg erneut zum Erzbischof von Mainz gewählt und von Papst Sixtus IV. bestätigt. Er regierte ohne weitere Konflikte bis zu seinem Tod 1482.

Denkmal gesamt

Das Original-Denkmal zur Schlacht bei Seckenheim bemaß sich auf mehr als acht Meter. Der Inschriftsockel und das Kreuz waren 4,95 Meter hoch und gelten als verschollen. Drei Jahrhunderte war es auf einem Hügel weit ins Land hinaus zu sehen. Als es zu zerfallen drohte, ließ Kurfürst Karl Theodor das Kreuz mit Inschriftsockel ins Antiquarium im Mannheimer Schloss bringen. Bis zur Bombardierung am 6. September 1943 befand es sich im großen Korridor am Ausgang des Volkskunstsaales im Mannheimer Schloss.
An Ort und Stelle ist heute nur noch der pyramidenförmige Sockel zu sehen, auf dem es fast fünf Meter hoch aufragte.

heutiger Denkmalsockel

Inschrift (wie im Originalzeilenfall)
Am Tage Pauli Gedächtnis
Denkmal an Die Schlacht bei
Seckenheim am 30. Juni 1462
 
Lage: Mannheim-Friedrichsfeld am Saarburger Ring

 

hok 2018

 


 


 

 

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